Inhaltsbeschreibung: Ein persönlicher Einblick, wie die Erfahrungen und Lehren aus der Notfallseelsorge meine Führungsphilosophie und Arbeitsweise als CEO geprägt haben. Dieser Beitrag richtet sich an Geschäftsführer und Entscheidungsträger, die nach inspirierenden und praxisnahen Führungsperspektiven suchen.
Seit 2021 bin ich als Notfallseelsorger tätig, und 2024 habe ich zusätzlich die Ausbildung in der PSNV-E (Einsatzkräftenachsorge) absolviert. Diese Ausbildung dauert etwa ein halbes Jahr und vermittelt nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Fähigkeiten, die sich hervorragend auf das Business übertragen lassen.
In der Ausbildung lernen wir, wie man in extremen Situationen Gespräche führt und dabei Methoden und Prinzipien anwendet, die auch im Geschäftsleben von unschätzbarem Wert sind. Dazu gehören Methoden wie Gesprächsführung, wie man also in stressigen und belastenden Situationen ruhig und effektiv kommuniziert. Aber auch taktische Ansätze, um schnell eine Situation zu bewerten und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Wichtige Prinzipien wie die Kunst, sich selbst zurückzunehmen und das Ego hintanzustellen, um den Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. Diese Servant-Leadership-Philosophie ist auch im Management entscheidend.
In der Notfallseelsorge habe ich gelernt, wie wichtig es ist, auf Details zu achten. Diese sind entscheidend, um eine gute Kommunikation herstellen zu können. Details können aber auch potentiell riskant sein - ein kleines Detail, wie ein Kuscheltier, das auch meine Kinder zu Hause haben, kann mich mitten im Einsatz emotional treffen. Diese Erkenntnis hat mich insgesamt achtsamer gemacht.
Die Ausbildung in der Notfallseelsorge umfasst nicht nur Gesprächsführung und einsatztaktische Fähigkeiten, sondern vor allem die Kunst, sich selbst als Person zurückzunehmen. Betroffene können sich oft gar nicht mehr an uns erinnern, und das ist gut so. Die Fähigkeit, das eigene Ego zurückzustellen und die Situation höher zu gewichten als die eigene Person, ist auch im modernen Management von großer Bedeutung. Um ehrlich zu sein - ich halte dies für eine der wichtigsten Management-Tugenden in der heutigen Zeit.
Notfallseelsorger teilen einen ähnlichen Humor, halten zusammen, geben sich Halt und passen aufeinander auf. Ich hoffe, dass meine Mitarbeitenden genau dasselbe Gefühl haben, wenn sie an unser Team denken. Ein starkes Netzwerk und eine unterstützende Gemeinschaft sind in beiden Bereichen unverzichtbar.
In der Notfallseelsorge lernt man, Vertrauen in die Stärke der Menschen zu haben. Das gleiche gilt für meine Mitarbeitenden – ich vertraue darauf, dass sie ihre Aufgaben meistern können und werden. In beruflichen Extremsituationen und Stressmomenten ist es wichtig, Ruhe zu bewahren, sich erst einen Überblick zu verschaffen und dann klar zu priorisieren. Diese Prinzipien helfen mir, mein Team effektiv zu führen.
Der Umgang mit dem Tod hat mir klargemacht, dass wir mutig und ohne Angst nach vorne gehen sollten. Es hat mir auch gezeigt, wie wichtig es ist, eine sinnstiftende und stärkende Gemeinschaft um sich zu haben. Diese Erkenntnisse prägen meinen Führungsstil und meine Wertschätzung für das Leben und die Lebenszeit meiner Mitarbeitenden.
Mitten in der Nacht in eine Extremsituation gerufen zu werden und unterstützen zu dürfen, gibt mir mehr, als man sich vorstellen kann. Es erinnert mich daran, dass das Leben jederzeit enden kann. Diese Wertschätzung trage ich in meine Rolle als Familienvater genauso wie als CEO und versuche, diese Einstellung in unsere Arbeitsprinzipien zu integrieren. Denn letztendlich sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Gemeinschaft, die unser berufliches und persönliches Wachstum überhaupt ermöglichen.
CEO der starmate solutions GmbH
